Eintrag Nummer 46: Die Deutschen
Den ersten Abend nach meiner ersten erfolgreichen Etappe will ich dann doch auf jeden Fall ruhig angehen lassen. Allerdings find ich es bald interessant: Im Zimmer neben mir ertoenen anhaltend laute, deutsche Stimmen. Da hat gerade wer ne gute Zeit. Anfangs find ichs ja hoechst spannend, mich hier nicht als Deutscher zu erkennen zu geben - wer weiss, vielleicht sagen sie ja etwas ueber mich, dass ich nicht verstehen koennen soll?!?
Doch nachdem ich ein "Servus" erwiedere, ist das Spiel schnell aus. Ob ich auf nen Wein runterkommen wuerde? Hm. Joa, spaeter. "Spaeter ists vielleicht aber zu spaet", entgegnet er. Ich lass mir noch ein wenig Zeit, notiere mir ein paar Zeilen, entschliesse mich dann aber doch, mal nach unten zu schauen.
Dort sitzen dann Gerd, Andreas und die von ihnen eingeladene Rhea (eigentlich Andrea), allesamt Deutsche - und goennen sich nach dem Pilgertag eine nach der anderen Flasche Wein. Die Stimmung ist schon aufgelockert, ich ziehe zwar Bier vor, der Rest ergibt sich aber von ganz allein. Rhea kommt aus Hamburg, studiert gerade Musik und Sozialwissenschaften auf Lehramt und hat so manches Mal, themenunabhaengig, traurige, wenn auch schoen-hervorstechende Augen, ist wohl zudem ein paar Jahre juenger als ich. Andi und Gerd kommen aus der Umgebung von Muenchen, sind um die 35-43 Jahre alt und arbeiten bei der Post und im Gefaennigs. Lustige Mischung also.
Wir reden ueber Gott und die Welt, Beweggruende fuer den Start, Nationalstolz, Rassismus, Verantwortung im Leben, Kindererziehung - aber auch ueber den Koelner Karneval, Oktoberfest, Alkohol und andere stimmungsverbessernde Themen.
Rhea ist dabei etwas ernster, genau wie ich, trotzdem haben wir alle einen richtig schoenen Abend.
Gerd meint, dass er jetzt zwar den Jakobswege gehe, er aber nicht glauben kann und will, dass er heim kommt und irgendwie anders ist.
Ob er Recht behaelt?
Warum läuft er (Gerd) dann? Wenn er nicht an eine Veränderung glaubt, wozu das ganze? Ist schließlich kein Urlaub und ich dachte immer, jeder pilgert, weil er etwas über sich (Vergangenheit/Zukunft) erfahren will und damit einhergehend offen für Neues sprich Veränderungen ist.
AntwortenLöschenBitte mehr Meinungen/Äußerungen mit welchem Ziel die Leute pilgern oder welche Erkenntnisse ihnen der Weg bereits gebracht hat. Das interessiert mich sehr :)
Gutes Weiterpilgern,
AiR