Dienstag, 4. September 2012

161. Ins Museum. Oder doch .. rückwärts wieder raus!


Cacabellos ist unser heutiges Ziel. Dort war ich letztes Jahr schon – und hab halbwegs positive Erinnerungen. Es ist zwar ne kirchliche Herberge, dennoch sind aber alle Betten in einer Art Container untergebracht. Interessanter Anblick auf jeden Fall!

Bevor wir allerdings die Herberge heute erreichen, will sich Sonja in Cacabellos noch ein Museum bzw. umgebaute Kirche anschauen. Oder .. nun gut, als sie den ersten Fuss reingesetzt hat, ändert sie ihre Meinung. Schon wieder dieses protzige, vergoldete Götzentum.
Ein armes Land mit vielen Arbeitslosen, hoher Jugendarbeitslosigkeit, Bettlern und einer verarmten Landbevölkerung – und fast jede Kirche ist vergoldet bis zum Geht-Nicht-Mehr.
Wie abgehoben kann die Kirche sein? Wie sehr kann man an der Realität vorbei leben?

In der Herberge treffen wir dann abends Moni und Domi wieder, aber auch Roland, ein etwas älterer Pilgerer, der zum 8ten Mal den Camino läuft. Er erzählt von seiner Zeit als Hospitalero, hat viele Geschichten aus seinem Erfahrungsschatz parat. Er wohnt in der Nähe von Paderborn, stellt sogar als Herberge in Deutschland, da er in der Nähe des Jakobswegs beim 3-Länder-Eck zw. Hessen, NRW und Niedersachsen, wohnt, mehrere Betten zur Verfügung.
Eine ganze Reihe an Deutschen sind wir heute. Und jeder hat etwas erzählen, während wir zusammen essen. Moni z.B. hat eine kleine Weltreise hinter sich. Was man da alles erfährt..

Roland erzählt dann auch noch davon, dass er daheim beruflich als Heiler arbeitet. Darunter kann ich mir anfangs nicht viel vorstellen, er erklärt aber, dass er die natürlichen Selbstheilungskräfte des Menschen z.B. durch Handauflegen rauskitzelt und motivert.
Und er erzählt, dass z.B. Bettwanzen hier in Spanien auch nur diejenigen Menschen angreifen, die daheim in ihrem Herkunftsland von irgendwem tyrannisiert werden.
Hm. 

160. 09.08.12 – Do you enjoy the Camino?


(Gestern ist der Eintrag verloren gegangen, auch heute bin ich mir nicht mehr sicher, ob der Eintrag jetzt hier chronologisch richtig ist. Wie dem auch sei … So ist das eben, wenn man nicht alles gleich sofort erledigt, sondern es erstmal rumliegen lässt :) )

Die Idee des Tages: Mal nachts los!
Hört sich verrückt an. Wird dann auch nicht realisiert. Weil ich schlafen muss!
Das ist wichtig! War auch nicht voraus zu sehen ..

Einen Briten treffen wir heute auf dem Weg.
Als wir an ihm vorbei ziehen, weil wir schneller laufen, fragt er uns „Do you enjoy the Camino?“ Ja, tun wir. „So, why do you want to run the whole day?“ Tja.
Er erzählt, dass er den Camino jedes Jahr geht. Jedes Jahr eine Woche, immer weiter. Und irgendwann wird er ankommen. Eigentlich ein schöner Gedanke, nur wirklich kleine Etappen am Tag hinter sich zu bringen. Und mehr vom ganzen Drumherum zu haben. Von den Leuten, dem Land, der Kultur. Der Freiheit, Freizeit, dem Spirit des Weges, der oft eben nicht direkt auf dem Weg, sondern in den Herbergen, den abendlichen Treffpunkten mit den anderen Pilgern entsteht.

Doch ist da dann nicht der Drang, auch ans Ziel zu kommen, unterdrückt?
Wobei .. ist der Weg nicht das Ziel?
Hm. Widerspricht sich. Hat beides was.
Aber ich … will schon ans Ziel. 

159. Lost Chapter - This is just a Tribute

Ein verlorener Tag: Von Rabanal nach Molinaseca.
Um vom verlorenen Kapitel abzulenken, ein Lied, das am nächsten Tag gesummt wurde: 


158. Schweigegelübde und Gastfreundschaft


Spät am Abend kommt dann auch noch David mit 2 Deutschen in die Herberge.
Die 2 Deutschen verschwinden direkt in der Dusche und Bett, David, 2 Ialiener und Domi, der Würzburger, der mir schon wieder über den Weg gelaufen ist, setzen sich aber noch mit mir an den Tisch. Alle anderen schlafen schon.

David erzählt davon, dass er darüber nachdenkt, für ein halbes oder ganzes Jahr ins Kloster zu gehen, inklusive Schweigegelübde. Um nicht mehr in Sprache, sondern in Emotionen zu denken.
Ich halt es für ne schwere Sache, dauerhaft zu schweigen - und das viele das sicher nicht schaffen würden. Meine Mutter war auch mal an so nem Event-Wochenende im Kloster inklusive Schweigevorhaben. Doch es war hart, hat sie erzählt. Von 100 auf 0 ist so ungewohnt, dass man anfängt, darüber nachzudenken, mit sich selbst zu sprechen.

Wie wirkt sich das dann aus, wenn man einen noch viel längeren Zeitraum so angeht? Entsteht nicht das Gefühl, das man verrückt wird? Mit sich selbst spricht bei jeder Möglichkeit? Und sind nicht Kommentare wie „Aua“, „Hmpf“, „Scheiße“ etc etc etc schon ein Teil unserer Reflexe? Hm. Ich weiß nicht. Aber ich kann dem ganzen Vorhaben auch nicht unbedingt etwas abgewinnen. Wenn ich nicht reden will, tu ichs nicht. Dafür brauch ich kein Gelübde.

Die Italiener, die mit uns am Tisch sitzen, erzählen dann davon, dass sie dabei sind, ein Musikvideo bzw. Art Dokumentation über den Camino drehen. Hört sich interessant an – da es andrerseits aber auch ein bissl verpeilte Typen sind, frag ich nicht viel näher nach.

Irgendwann wird die Bar dann geschlossen – doch wir bekommen sogar nach Ladenschluss noch etwas zu essen. Und danach noch alle möglichen Sachen spendiert. Gastfreundlicher Pillarmann. Kann man empfehlen!

Nachts um halb 2 geht’s dann ins Bett. Ist vielleicht die Nacht, in der ich mit am längsten wach war auf dem Camino. Mit Domi sitz ich am Ende nur noch rum, doch wir unterhalten uns auch zu zweit noch gut. Als wir zu Bett gehen, find ich allerdings mein Bett nicht. Ein riesiger Raum. Es ist stockdunkel. Domi ist vor mir in den Raum, ich musste noch auf Toilette. Und ich find einfach mein Bett nicht! Linke Reihe, viertes, fünftes Bett. War es doch! Muss es doch gewesen sein! Aber da hängen Sachen dran, die niemals mir gehören. Und ich laufe hin und her, tippe und suche im Dunklen alles ab. Ne. Hier ist nicht mein Bett.
Innerlich find ich mich schon ein wenig damit ab, dass ich jetzt wieder raus muss. Und draußen schlafen muss. Das Licht mach ich auf keinen Fall an, die Leute wollen schlafen. Wenn, dann ist das mein Fehler.

Aber dann kommt mir die rettende Idee!
„Domi?“ schrei ich flüsternd. Und er antwortet. Daran kann ich mich orientieren. Und plötzlich find ich doch ein leeres Bett. Strike.
Gute Nacht. Und Danke Domi! Du warst mein Bettretter!!


Montag, 3. September 2012

157. Spanien und Deutschland

Interessantes Treffen.
Der Hallstadter ist um die 60 Jahre alt, Pfarrer und nun insgesamt 6 Wochen lang in Rabanal, sozusagen im Auslandseinsatz, wie ein Hospitalero - nur eben für die Kirche und nicht für irgendeine Herberge. Das sei jetzt gerade die Hauptverkehrszeit, Leute werden gebraucht, auch aus Deutschland.
Die zweite Person kommt aus der Nähe von Würzburg, Kloster Schwarzach, erzählt er. Knapp um die 40-45 Jahre wird er sein. War nur 3 Tage hier und hat geholfen, jetzt läuft er weiter. Sozusagen ein pilgernder Mönch.

Wir unterhalten uns gut. Ich frag sie aus. Sie fragen mich aus. Über Beweggründe und alles Drumherum.
Vielleicht wollen sie von mir meine religiöse Überzeugung rauskitzeln.
Doch die .. hab ich nicht in der Version, in der sie sie suchen, zu bieten.

156. Thats the Men in Black!

4 Mönchen betreten die Bar.
Mein Pilgerführer informiert zwar:
""In dem Benediktinerkloster Monte Irago werden nach telefonischer Voranmeldung (man spricht Deutsch) ausnahmsweise auch Pilger aufgenommen, die sich mindestens 3 Tage zu geführten Exerzitien ins Kloster zurückziehen möchten. Auch alle PIlger, die hier nicht übernachten, können um 12.30 Uhr an der Messe, um 19.00 Uhr an den Vespergesängen und um 21.30 Uhr an den gesungenen Komplet teilnehmen, nach denen eine Pilgersegnung statt findet."
Aber dass die Benediktiner hier auftauchen, das hätte ich nicht erawrtet.

Also noch was zu trinken bestellen. Das könnte schließlich interessant werden.
Das darf ich mir nicht entgehen lassen!

"Un otro Cuba Libre, pro favor!" Krieg ich.
Da fragt einer der Mönche: "Du bist doch Deutscher, oder?" Ja, bin ich.
Und Sie?
Ein Würzburger. Und ein Hallstadter.
Sieh an!

(PS: In Würzburg hab ich studiert, das liegt knapp 100km von Bamberg entfernt. Hallstadt hingegen ist keine 10 Kilometer entfernt. Sozusagen ein Nachbarort.)

155. Der letzte Kuss




Irgendwann .. 
kommt für jeden der Tag .. 

Sonntag, 2. September 2012

154. Cuba Libre, Gin Tonic, Wein und eine Rolex

Sonja und ich kochen heute ganz exotisch: Nudeln gibts!
Und: Noch exotischer: Wein dazu!

Für mich vielleicht nicht. Für Sonja, die seit nem halben Jahr circa keinen Alkohol mehr getrunken hat, aber umso mehr.

Schönes Abendessen!
Doch im Alltag müsste man sich diese Zeit wohl wirklich bewusst nehmen, von allein klappt sowas nicht.
Obwohl man daheim dann auch nicht von Spaniern vom Tisch verdrängt wird.
Nach dem Essen setzwn wir uns noch ein wenig in den Innenhof, wo es wirklich gemütlich ist.

Und weils so schön ist, genießen wir die Nüsschen, die wir von Wiolfgang und seinem Ex-Schwiegersohn geschenkt bekommen - und ich hol mir noch nen Cuba Libre.

Bis dann .. ein Mann die Bar betritt. Mit Rolex.
Und einen Gin Tonic bestellt.
Ist es .. Gevatter Tod?

153. Pilgertag 20 - Kindischer Humor ist schon super

Spät gehts heute los, Rabanal ist das Ziel, weil mir das Kaff El Ganso vorher schon bekannt ist und ich da nicht noch mal hin will.

Das Landschaftsbild verändert sich heute mal wieder:
"Die Vegetation ist karg und er Boden unfruchtbar, sodass die Bewohner nie von der Landwirtschaft allein leben konnten. So suchten sie neue Einnahmequellen und erlangen u.a. als Fuhrleute einen Ruf. Die Menschen der Maragateria, die sogenannten Maragatos sind auch etwas Besonderes: Wahrscheinlich stammen sie von einer frühmittelalterlichen Fusion maurischer und gotisch-romanischer Volksgruppen ab. Bis heute haben sie ihre Traditionen wie Trachten und Folklore bewahrt. auch die Dörfer sehen einzigartig aus, was besonders bei den Kirchen mit durchbrochenen Glockentürmen auffällt."

In Rabanal gibts einige Herbergen - wir allerdings entscheiden uns für "Pilar":

"Stimmungsvolle private Herberge (...). Das Besondere ist hier der schön dekorierte Innenhof mit Bar, wo stets eine gute Pilgerstimmung herrscht und man von den Betreibern einfache, aber günstige und reichliche Speisen serviert bekommt."

Gag des Tages: "Jetzt sind wir beim Pilar-Mann!" :)

152. Deeskalationstufe 3

Wir reagieren schnell!
Hospitaleros verständigen. Uns mit denen rumstreiten. Aus ihrem kommen die Bettwanzen freilich nicht.
Alles durchwaschen. Und andere Betten suchen. Und nicht kratzen, Sonja! NICHT! KRATZEN!

Kleidung braucht sie sich erstmal keine neue kaufen, meine ist ja inzwischen wieder tragbar.

Und Frauen in Männersachen sind ja sowieso gut anzuschauen.

Das ... wird schon.

Samstag, 1. September 2012

151. Vega, Baby

Um dem Künstler Vega und seinem nach ihm benannten Dorf genügend Anerkennung zu geben, 2 Tracks von ihm!

"Weit weg", "Für Immer" und "Kannst Du es sehen?"


150. Wenn der Italiener kocht

Thema des Tages: Communitys!
Ziel des Tages: Astorga
Vorbei an: Vega, Baby!

Hinein in die städtische Herberge, wo gleich neben uns 2 Würzburger schlafen: Domi und Moni.
Lustigerweise treffen wir direkt Enzo wieder - und er will unbedingt heute abend für uns kochen.

Und was soll ich sagen!
Ich hätte fast geweint!
Na gut, geweint im Sinne von Wein getrunken, um den Brand in meinem Mund zu löschen, hab ich wohl eher.
Doch geweint, weil es so verdammt scharf war, hab ich auch fast.
Später sitzen wir nochmal zu Dritt draußen.
Und reden übers Essen. Und Schwule.

Doch da .... bemerkt Sonja an ihrem Bein .... Stiche.
Bad Bugs are back in bizniz?

(Natürlich kauft Enzo zu viel ein an Wein und Spaghetti. Und wer darfs morgen mitschleppen, weil ers nicht wegschmeißen will????)

149. Die Stadt gehört wieder mir

Nachträglich noch zum Einzug in Leon:

Und das, um den Einzug auch gebührend zu feiern:

148. Hände hoch, das ist ein Überfall

Schöne Strecke heute, wirklich.
Als wir heute ne Pause machen, fällt mir mal wieder etwas auf, das ich nun einfach ansprechen muss:
Es gibt ja die Einen! Die immer ihre Tagebücher dabei haben, um wirklich nichts zu verpassen. Ein wenig zähl ich mich ja auch dazu.
Und dann gibt es die, die diese Tagebücher ersetzt haben: Durch ein Handy.
In jedem Cafe, in jeder Herberge, in jeder Bar, einfach überall - es wird sofort um die Steckdosen gekämpft und der W-Lan-Schlüssel erfragt. Mich stressts.
Sicherlich schon, weil ich selbst eben kein Handy (aka stetige Erreichbarkeit)-Fan bin. Zusätzlich hier auf dem Jakobsweg, aber auch einfach, weil schon der Leitsatz "Back to Basic" so eifnach nciht funktionieren kann.

Wie soll eine Stimmung besinnlich oder nachdenklich werden, wenn dauernd das Handy Facebook-Kommentare als SMS schickt? Wie soll man zu sich selbst finden, wenn man sich selbst immer noch nicth im Internet befindet?

Das ist doch wie .. Lagerfeuerstimmung erzeugen wollen mit nem brummenden Stromgenerator im Hintergrund!
Auf den Jakobsweg gehen ohne Rucksack!
Fussballspielen ohne Ball oder ohne Tore!
Das ist doch alles nicht Sinn der Sache!
Themaverfehlung!

PS: Prozentual haben die Asiaten ihre technischen Spielereien am häufigsten in der Hand!