Freitag, 30. September 2011

225. Fragen an mich

Eintrag Nummer 225: Fragen an mich

Sammlung und Beantwortung der Fragen, die über die Zeit hinweg, egal ob in den Kommentaren, per E-Mail oder in ICQ an mich herangetragen wurden:




Frage 1) Du bist in Leon gestartet, das liegt 320 km von Santiago entfernt. Was denkst Du im Nachhinein darüber, war das zu weit? Zu kurz?

Grundsätzlich bin ich erstmal der Meinung, dass 320 Kilometer schon ne richtig gute Entfernung waren. Schließlich muss man hier mit ein beziehen, dass ich relativ untrainiert an die Sache rangegangen bin! Ich bin zwar allgemein im Vergleich sicher sportlich, laufe gerne, fahre regelmäßig Rad und auch Sonstiges. Trotzdem bin ich nicht mehr als 5x mit Rucksack unterwegs gewesen, um den Ernstfall zu testen, und wenn, dann mit maximal 20 Kilometer mit wenigen Kilos auf dem Rücken. Da vergleicht man ja Äpfel mit Birnen (oder Bratwürsten).
Dazu noch meine Knie-Op vor ca. genau nem Jahr, wie mein Körper reagieren würde, war nicht wirklich voraus zu sehen.
Vielleicht waren diese 320 Kilometer ein guter Kompromiss - falls mein Körper blockiert, kann ich kämpfen - wenns passt, ists nicht "zu wenig", sondern man hat trotzdem ne gewisse Zeit, um zu pilgern.
Wenn man allerdings jetzt den Fakt mit einbezieht, dass ich eben noch die knapp 100 Km weiter nach Finisterre und von dort noch mal 30km nach Muxia gegangen bin, könnte man natürlich, jetzt im Nachhinein, wenn man schlauer ist, sagen, dass ich auch mehr km geschafft hätte.

Frage 2) Kommt es für Dich in Frage, noch mal pilgern zu gehen?

Es kommt nicht nur in Frage, für mich persönlich ist das schon beschlossene Sache! Wann, wer, wo, wie wird sich allerdings erst in der Zukunft zeigen.

Frage 3) Könntest Du Dir vorstellen, den gesamten Jakobsweg, also die knapp 800 km zu laufen - oder andere Routen in Spanien oder sogar in Deutschland?

Allgemein erstmal ein pauschales: Ja! Mit genug Training vorher und 4 Wochen Zeit wär der gesamte Camino Frances drin, allerdings zieh ich eindeutig den Sommer dafür vor. Andere Routen, vor allem die Nordroute am Strand entlang, reizen sicher auch - Deutschland erstmal auch, wäre aber eher ne Notlösung.

Frage 4) Soll das bedeuten, dass Du ausschließt, in den Nicht-Sommer-Monaten zu pilgern?

Vermutlich schon, jup. Ich weiß nicht, ob es für Winterpilger auch Pilgerfuehrer gibt, aber ich glaube, die Herbergen, in denen ich war, sind mehrheitlich nicht wintertauglich. Es kämen zudem viele weitere Probleme auf (wie Wäsche waschen, was mehr schleppen z.B.), die teilweise teurer, aufwendiger oder anders schwerer zu lösen sind. April bis inklusive Oktober - das reicht erstmal. Alles andere ergibt sich dann mit der Zeit.

Frage 5) Mit welchem Wetter hat man denn in den Sommermonaten zu rechnen?

Naja, so komplett kann ich das wohl nicht beantworten, da ich ja nur Ende August und September hier in Spanien war. Juli und August sollen angeblich erstmal die heißesten Monate hier sein, Oktober ist noch nicht zu kalt, aber auch nicht mehr heiß, also eher auf keinen Sonnenbrand einstellen. April, der weiß nicht, was er will, Mai und Juni sind warm. Pauschal beurteilt. Im September war ich immer mit kurzen Hosen unterwegs, außer 1x, weils ne kleine Herberge war und ich fast allein, zudem, wenn die kurze Hose in der Wäsche war. Wenns man also penibel nimmt, war die lange Hose im September eigentlich nicht notwendig. Juni, Juli, August, September seh ich schon erstmal als die besten Pilgermonate an.

Frage 6) Wie waren die Unterkünfte?

Richtig gut! Man macht sich ja schon seine Gedanken vorher, welche Hygiene-Standards vorherrschen - ich persönlich bin da sicher nicht so penibel wie jemand der viel älteren Generation. Allerdings muss ich schon sagen, dass ich von der Sauberkeit sehr überrascht wurde. Verblüffend wenig zu kritisieren - und wenn, dann gehts so gut wie immer darauf zurück, dass die Mitpilger einfach rücksichtslos waren. Im Grossen und Ganzen die Note 2!

Frage 7) Wie schwer bzw. leicht wars, in Spanien, also in einer Sprache, die man nicht sprechen kann, zurecht zu kommen?

Auch dies, darf ich sagen, hab ich viel schwerer erwartet. Am ersten Tag fühlt man sich noch wie der einsamste Mensch auf der Welt, sobald man dann aber erstmal ein paar Deutsche, Englisch-Sprecher etc. getroffen und oder die ersten Male einem Spanier klar gemacht hat, mit Hand und Fuß, was man von ihm will, nimmt die Angst vor schwierigen Situationen dieser Art schnell ab. Im Endeffekt bin ich dann auf keine lebenswichtigen Situationen gestoßen, in der jemand auf Teufel-komm-raus nicht kapieren wollte, was ich von ihm will.

Frage 8) Welche Nationen und Sprachen waren denn am meisten auf dem Jakobsweg vertreten?

Prozentual eingeschätzt: 50 % Spanier (Portugiesen inbegriffen), 20 % Deutsche (frech mal die Österreicher und Schweizer inbegriffen), 10 % Briten (Engländer + Iren), 10 % Franzosen, 10 % viele restliche Nationen wie Mexiko, Russland, Amerika, Kenia, Belgien, Holland, Polen, Italien

Frage 9) Konnte man mitbekommen, ob die Absichten bzw. Gründe, die die Leute aus den verschiedenen Nationen haben, sich unterscheiden?

Allgemeingueltig kann man das wohl nicht. Aus jedem Land gab es eben "solche und solche". Leichte Tendenz zu "weniger Spiritualität" möchte ich allerdings schon vielen Spaniern und einigen Deutschen ankreiden. Es gibt wohl doch viele Spaniern, die den Jakobsweg aus sehr sportlichen Gründen fahren oder gehen. Ist sicher verständlich, für sie ist dieser Weg ja auch keine großartige Neuentdeckung, wie z.B. für die deutsche Öffentlichkeit seit Hape Kerkeling. Deutsche gibt es hier zudem viele, die schon ein wenig auf den Hype Jakobsweg aufgesprungen sind, nie hier her gekommen sind, die Intention zu haben, eine Zeit zu erleben, die aktiv ihre Ansichten verändern könnte. Eine Art Sprachurlaub mit Sport, der zudem nen Namen in Deutschland hat, man also gut davon erzählen kann. Trotzdem möcht ich hier auf keinen Fall sagen, dass es viele sind, die so an die Sache ran gehen. Das wird wohl nur jeder einfach mit sich - und in sich - selbst aus machen müssen.

Frage 10) Kann man an sonstigen Kriterien, die von außen ersichtlich sind, fest machen, ob jemand den Weg "ernst" (egal ob das nun positiv oder negativ definiert wird) nimmt oder nicht?

Vermutlich würde ich doch grundsätzlich trotzdem erstmal behaupten, dass man an der Gruppenstaerke, mit der eine Person unterwegs ist, leicht erkennen kann, wie sehr sie sich auf die spirituelle Seite des Weges einlässt. Je mehr Leute von daheim dabei sind, desto mehr Themen von daheim werden besprochen, desto weniger Zeit hat jeder, der in diese Gruppe integriert ist, für sich selbst.
Aber das alles ist wohl sehr personenabhaengig. Der eine traut sich vielleicht gar nicht allein und geht deshalb nur in einer Gruppe integriert, vielleicht aber eben doch seinen eigenen Weg - der andere startet allein, ist aber dann doch andauernd mit irgendwem am Plappern. Der Weg, der gegangen werden muss, ist zwar erstmal für jeden der gleiche - aber wie erwähnt, jeder geht ihn anders.




Frage 11) Wie waren die Strassenverhaeltnisse der Strecke, die Du gelaufen bist? Wie schön waren die Dörfer, Städte und Sehenswürdigkeiten?

So pauschal ist das nicht zu beantworten, es war einfach abwechslungsreich! Es waren wunderbare Waldwege, hässliche Wege an und auf der normalen Strasse, Seitenwege, Schotter- und Steinwege, Wege durch die spanische Wüste und über bergige Etappen, am Ende sogar kleine, ruhige Wege am Strand. Der Camino Frances ist sehr abwechslungsreich, der Weg nach Finisterre ist lange Zeit damit vergleichbar, dann richtig wunderbar am Strand entlang, der Weg nach Muxia teilweise extrem schön - insgesamt aber (dieser Meinung sind aber nicht alle) auch sehr hart.
Die Sehenswürdigkeiten sind alle, mal mehr, mal weniger, sehenswert. Kirchen waren insgesamt nicht so mein Fall, gibt einfach zu viele davon, Staunen fällt dann irgendwann einfach schwerer. Trotzdem: Der ein oder andere Pflichtbesuch von Sehenswürdigkeiten ist schon dabei!
Wenn ich jetzt an Dörfer und Städte denke, muss ich sagen, dass es hier in allen Bereichen große Unterschiede gibt. Grob überschlagen bin ich in den letzten Wochen ca. 500 km gelaufen. Wenn ich schätze, dass ich alle 5km ein Dort durchquert hab im Durchschnitt, bin ich also durch 100 Ortschaften. Wiederum grob geschätzt waren davon 70 am ehesten vergleichbar mit üblen Kuhkäffern in Deutschland. 10 bis 15 kann man annähernd als restauriert, renoviert, modern bezeichnen, vor allem natürlich die großen Städte und Hauptbasislager für Pilger. Der Rest würde gern zur weiten Gruppe gehören, ist vielleicht auch auf den Spuren dorthin, hat aber insgesamt noch zu viele eingefallene Häuser, dreckige Baracken oder zu verkaufende Häuser, als dass man diesen Schritt schon gehen könnte. Als schönste Ortschaft, die ich gesehen hab, würde ich Leon selbst einschätzen, Santiago ohne Tourismus sicher auch, Muxia hat, aufgrund der Meeresnaehe auch ne tolle Seite. Hätte Bamberg allerdings ein Meer, konnte von den Städten schwer eine mithalten!

Frage 12) Wie hilfreich waren die Wegweiser? Braucht man überhaupt nen Pilgerführer? Wie viele Umwege biste gegangen, wie oft haste Dich verirrt?

Insgesamt ist das Netz aus gelben Pfeilen, Muscheln und normalen Wegweisern schon sehr gut ausgebaut. Auch ohne Pilgerfuehrer wäre es also, so gut wie problemlos möglich, den Jakobsweg zu laufen, wenn man kein Problem damit hat, auch mal ein paar km zu viel zu gehen oder eben um Rat zu fragen.
Hilfreich ist der Pilgerführer aber sicher bei Dingen wie Entfernungen, Herbergen (wo, welche, wie teuer, welche Eigenarten), Infos zu Sehenswürdigkeiten, Tipps etc. Ich würde wieder einen Pilgerführer mitnehmen, wenn ich ein weiteres Mal starte. Verirrt, und deswegen zu viele km am Tag gelaufen, hab ich mich insgesamt nicht so oft. 1x am ersten Tag, 2x mit Louis, weil wir zu leidenschaftlich über Fußball diskutiert haben. Vielleicht noch ein paar Meter mehr, aber sicher nicht viele. Im Grunde kann man meist nicht viel falsch machen, wenn man seine Augen offen hält.


Frage 13) Wie oft und wie ernste Probleme hattest Du denn mit Hunden? Und mit anderen Tieren oder Bedrohungen?

Ich hab hier zwar wirklich sehr sehr viele Katzen, Kühe, Schafe, Eidechsen und Hunde gesehen - wirkliche Probleme hatte ich aber nur mit letzteren. Um die 150 Hunde sind mir wohl insgesamt über den Weg gelaufen, Bello und MacGuyver sind dabei die schönsten Erfahrungen, 2 Hunde, bei denen ich wirklich Angst hatte und kurz davor war, mich mit Gewalt präventiv zu wehren, die negativsten. Im Grossen und Ganzen ist die "Ignorier-Taktik" aber eindeutig die Beste.
Am gefährlichsten insgesamt war dann wohl doch die Kletteraktion mit Peter - und die hab ich ja wirklich abseits des normalen Weges gemacht. Da wär ich absolut selbst schuld gewesen, wenn was schief gegangen wäre.

Frage 14) Was hast Du gegessen und getrunken, während Du unterwegs warst und wie hat’s geschmeckt? Hast Du auch mal so richtig spanisch gegessen? Und wie ist diesbezüglich das Preis-Leistungs-Verhältnis?

Anfangs hab ich erstmal nur dem vertraut, was ich von daheim kannte, egal ob Wasser oder allgemeinem Essen. Mit der Zeit aber hat man doch die Abwechslung gesucht, verschiedene "Spezialitäten" (auch wenn ich aufgrund meiner angesprochenen Allergie zu vielen nicht in der Lage war) zu probieren. Tapas, Empenadas, Bocadillos, Kuchen, Kekse, Käse, Früchte, die man nicht identifizieren könnte, es gibt Sachen, die mag man dann, andere mag man nicht. Totale Geschmackssache, muss also jeder selbst probieren.
Die typischen Pilgermenüs, die es in vielen Herbergen oder nahen Cafes, Bars, Kneipen, Restaurants gab, hab ich nie probiert, einerseits aus Allergieängsten, andrerseits einfach, weil es finanziell gesehen, bei Preisen von 8 bis 15 Euro pro Menü, mit Supermarktessen nicht mithalten konnte. Wenn man es allerdings hinnimmt, vorübergehend eben nicht das ausgewogenste und ansehnlichste Mahl auf dem Tisch zu haben, sich nur ab und zu was zu gönnen (ich z.b. fast täglich mein Eis :D), ist das hier ne sehr kostengünstige Variante für wenige Euros.
(Den Spaniern hab ich übrigens aus Hoeflichkeitsgruenden immer erzählt, dass es mir schmeckt. Daraufhin hab ich erfahren, dass scheinbar alle Deutschen das spanische Essen "lieben", die Spanier umgekehrt das deutsche Essen aber nicht. Möglichkeit 1: Alle Deutschen sind sehr höflich und sagen nicht, wenns schmeckt. Möglichkeit 2: Die Deutschen denken auch, dass die Spanier ihre essen mögen, dann sind beide gleich höflich, beide Seiten mögen aber jeweils das andere Essen nicht. Möglichkeit 3: Die Behauptung stimmt. Von meiner Seite, Einzelfall, kann ich Nr. 3 ausschließen.)

Frage 15) Wie hast Du Dich denn nun gewichtsmaessig verändert, Du Fettsack?

Ergänze ich, sobald ich daheim auf der Waage war. Gibt hier zwar ab und zu Waagen, auf denen sich Pilger wiegen können, diese müssen aber 50 Cent bis 1,50 Euro dafür zahlen. Mir ist das dann doch nicht so viel wert, das jetzt schon zu erfahren. Einschätzung: Abgenommen ja, aber nicht zu extrem.
Nachtrag: 4 Kilo abgenommen. Ich Fettsack.

Frage 16) Wie oft hast Du Dich nun rasiert?

1x, als ich mich nicht mehr wohl gefühlt hab,
1x am Tag vor der Heimreise.
Da viele hier mit Vollbart rumlaufen, unrasiert sind, etc, fällt das nirgendwo negativ auf. Daheim würd ich so aber nicht rumlaufen.

Frage 17) Wie viele Wörter Spanisch kannst Du nun?

So ungefähr alles, was mir jetzt einfällt, ist:

Gracias - Danke
Muchos Gracias - Vielen Dank
Por Favor - Bitte
Serveca - Bier
Pellegrino / Peregrino - Pilger
Albergue - Herberge
Rio - Fluss
Menue del Dia - Tagesmenue
Salida - Ausgang
Supermercado - Supermarkt
Buenos Dias/Tardes - Guten Morgen/Guten Tag
Buenas Noches - Gute Nacht
Otro - Noch ein(e/s)
Coca Cao - Kakao
Gonza - Muschel
Perdon - Entschuldigen Sie, ..
De Nada - Passt scho, kein Problem
Prohibido - Verboten
Fumar - Rauchen
Dormitorios - Schlafzimmer
Aseos - Toiletten/Duschen
Banco/Banca - Bank
Guarda Civil - Polizei
A Pie - Zu Fuß
Homes/Hombres - Maenner
Hamburguesas - Hamburger
Hamburugesas a queso - Cheeseburger
Patacas - Pommes

Natürlich muss man allerdings dazu sagen, dass es im Spanischen auch einige Wörter gibt, die Wörtern aus anderen Sprachen ähneln, und da ich eben doch ein wenig Einblick in Französisch, Englisch und sogar Deutsch hab, lässt sich vieles einfach herleiten oder interpretieren.

Frage 18) Wie viele Mails von Leuten haben Dich, während Du in Spanien unterwegs warst, erreicht?

Quantitativ leider von nicht so vielen Leuten (genau an 1 Hand abzählbar), dafür waren’s aber gute Mails.
Waren wohl alle schon zu sehr damit beschäftigt, den Blog hier aktiv mit zu lesen. Schade trotzdem.

Frage 19) Wer hat die meisten Kommentare im Blog hinterlassen?

Oehm. Etwas komische Frage. Spontan sag ich mal: Ich selbst!
Anschließend ... Air, Anke, Alter-Westfale! Hat das irgendwie was mit dem A zu tun?




Frage 20) Was ist Dir Alles verloren gegangen?

Ich seh schon, die Fragen werden witziger. Soweit ich es bemerkt hab, ist mindestens 1 Trinkflasche (ich hatte glücklicherweise 2) abhanden gekommen, vermutlich während einer Busfahrt rausgefallen, dazu hab ich 2 Tage vor Abreise nun mein einziges Handtuch auf unerklaerliche Weise verloren.
Ausgleichende Gerechtigkeit: Ich hab nun 1-2 Paar Socken mehr :)

Frage 21) Würdest Du es guten Gewissens empfehlen, den Jakobsweg allein zu gehen? Auch einer weiblichen Person?

Erstmal: Jup. Den Jakobsweg allein zu starten (gehen tut man ihn ja dann trotzdem mit so vielen Menschen zusammen, ob auf den Etappen, in der Herberge oder in den Pausen), ist für mich immer noch die "spirituellste Basis". Besser allein als gar nicht, besser allein als in einer großen Gruppe. Mit wenigen Personen könnte es wieder klappen, kommt dann aber natürlich sehr auf die Personen selbst an.
Als unerfahrene Frau oder Mädel sollte man wohl auch noch minimal besser planen, eigentlich ist’s aber auch kein Problem. Wenn allerdings meine imaginäre Freundin sagen würde, dass sie jetzt den Jakobsweg laufen werde, würde ich erstmal versuchen, mit zu kommen, wenn das nicht klappt, mir schon irgendwie Sorgen machen. Aber das ist sicherlich so gut wie unbegründet.

Frage 22) Wie bist Du mit deinen 4 Fragen voran gekommen?

Siehe Post Nummer 143 :)
Alles weitere ist mir dann doch etwas zu persönlich, um es hier zu besprechen. Vielleicht mal unter 4 Augen oder so.

Frage 23) Wie oft hast Du Kontaktdaten ausgetauscht? Wirst Du Kontakt halten?

Hm. Mal überlegen. Scott und Raphael hab ich in Facebook, Gerd und Andis Mail-Adresse hab ich, Peter, Luisa (und damit hoffentlich auch Kathrin) und Nicole haben wiederum meine E-Mail-Adresse, Rhea hat nur die Blog-Adresse. Ich vermute, das waren alle. Scott hat mir schon geschrieben, mit Andi und Gerd hab ich zudem schon Mails ausgetauscht (sie sind ja schon ein paar Tage daheim nun). Der Erstkontakt ist geglückt! Da ich nicht weiß, wann der Rest heim kommt, auch nicht, wie aktiv er sein Onlineleben wahr nimmt, muss man das Alles wohl abwarten.
Wie gesagt, freu ich mich aber sicher über jedes Adden, jede Mail, jeden Funken an Kontakt nach dem Weg, der von nun an in der Zukunft statt finden wird. Wer weiß, vielleicht, hoffentlich, klappts auch erstmal mit dem gemeinsamen Oktoberfestbesuch von Gerd, Andi und mir.
Kontakt halten ist natürlich nicht ganz so einfach. Es braucht immer 2 daran interessierte Parteien, die genug Zeit und Lust haben, den Kontakt wirklich zu halten. Ob das so sein wird, muss die Zukunft entscheiden. Ich kann nur immer wieder betonen: An mir wird’s nicht liegen.
Aber wie wir alle aus der Schlussszene des Filmes "Speed 2" wissen: Aus Extremsituationen entstandene "Beziehungen" haben oft Probleme im Alltag. We will see!

Frage 24) Wer waren die wichtigsten Menschen für Dich auf dem Jakobsweg?

Kurz gesagt und nach Alphabet geordnet: Andi, Gerd, Jhanna, Kathrin, Luisa, Peter, Raphael, Rhea, Scott.
Und so gut wie jeder aus vollkommen verschiedenen Gründen.

Frage 25) Welche Länder wurden von ihren Leuten auf dem Jakobsweg am "interessantesten" vertreten?

Hm. Fänd ich jetzt falsch, von einzelnen Personen auf gesamte Nationen zu schließen. Sicherlich sind, aus meiner Sicht, aber die Nationen durchaus interessanter (bzw. deren Vertreter), in denen der Jakobsweg (noch) nicht so populär ist wie in Deutschland.
Das dürfte allerdings wiederum auf so gut wie alle Nationen (außer Spanien selbst) zutreffen.
Also: Diejenigen Personen, die ganz ganz wenige andere Landesvertreter auf dem Jakobsweg getroffen haben, haben sicherlich erstmal die interessantesten Beweggründe. Sich allein durch die halbe Welt auf zu machen, um durch ganz oder halb Spanien zu laufen, erfordert nicht nur Mut, sondern eine ganze Menge Willenskraft, Überzeugung - und vielleicht auch Schmerz und Wille zur Verarbeitung.

Frage 26) Was waren die wichtigsten Bestandteile deiner Ausrüstung? Welche die unnützesten?

Wichtig:

- Hirschtalg (fast jede Art von Wunde, Blase etc konnte damit effektiv behandelt werden)
- gute Wanderschuhe (es gibt schon auch Wege, die man sonst sehr verfluchen würde)
- Cap (die Sonne brennt Dir sonst die Rübe weg),
- aus meiner Sicht noch mein MP3-Player, der mich am Abend oft in ne schöne nachdenkliche Stimmung gebracht hat
- mein Tagebuch, zum Notieren von Gedanken, Ideen etc
- für sensible Leute: Ohropax!

Unnütz:

- Das Paar Schuhe "für den Abend",
- Handyladekabel (Nokia 3210 ist zwar 100 Jahre alt, hat aber problemlos 3 Wochen ohne Laden ausgehalten, während sich in den Herbergen abends immer sehr viele Leute um die Steckdosen gestritten haben, um ihren neumodischen Schnickschnack aufzuladen, der keinen Saft mehr hatte)
- Isomatte (hatte ich nicht dabei, aber viele andere hatten sie dabei - und kein einziges Mal gebraucht)

Frage 27) Was waren deine Hochpunkte und Tiefpunkte auf dem Weg?

Tiefpunkte:

- Der erste Tag, vollkommen verlassen, ohne Sprachkenntnisse in einem fremden Land, ohne Kenntnis der Pilgersitten. An dem Tag war ich sehr allein
- Die Freiheit, Unabhängigkeit der Anderen und in Folge dessen die Enttäuschung meinerseits - wenn man sich auf etwas verlassen hat, gefreut hat und es dann nicht klappt
- Applaus beim Sonnenuntergang. Tourismus at its Finest.

Hochpunkte:

- Jedes Ankommen in einer Herberge, Erklimmen eines Gipfels, jede Aussicht von ganz oben
- Allgemein, dass alles so geklappt hat, wie es gelaufen ist. War ja kein Selbstlaeufer, dass ich in ein anderes Land aufbreche, ich überlebe, so gute Erfahrungen mache und wohl behalten wieder daheim ankomme. Könnte man schon mal ein "Puh. Glück gehabt" anmerken.
- Das Begegnen, Kennenlernen der Leute, das Wiedersehen, die Freude des Wiedersehens und die Atmosphäre, die dadurch immer wieder entstanden ist

Frage 28) Was war der schönste Moment auf deiner Reise?

Ich glaub, das kann ich ganz klar definieren. Es waren diese, nicht nur einmal, sondern relativ oft vorkommenden Glücksmomente, in denen ich einfach nur dachte: Wenns so bleibt, ists paradiesisch! Verschiedene Situationen, das gleiche Gefühl. Jemanden wieder zu treffen und sich immens drüber zu freuen. Eine wunderbare Zeit mit guten Gesprächen zu haben. Oder ohne Gespräche eine wunderbare Zeit. Dieses „Nichts-soll-sich-jetzt-ändern“-Gefühl hab ich einige Male gespürt!

Frage 29) Was war der spannendste Moment auf deiner Reise?

Allgemein war es wohl oft mal spannend – vor allem, selbstreflektierend, mit zu bekommen, wie ich auf diese vollkommen fremde, herausforderungsliebende Situation in Spanien zurecht komme. Die spannendste Zeitspanne war wohl aber der Einzug in Santiago selbst. Es ist ja nicht so, dass man Santiago betritt und dann sofort auf dem Vorplatz landet. Ne, man braucht schon auf jeden Fall ne Stunde, in der man Santiago zwar schon betreten hat, aber noch lange nicht am Ziel ist. Das war spannend. Spannend, die Leute zu beobachten, die wussten, dass man ein ankommender Pilger ist. Spannend, mitzubekommen, wie man selbst nun auf dieses Erreichen des Ziels reagiert. Wie die majestätische Stimmung des Vorplatzes auf einen reagiert.


Frage 30) Was war der traurigste Moment auf deiner Reise?

Wenn in einem Land, in dem Pläne nicht funktionieren, Vorfreude auf das Ergebnis eines endlich mal funktionierenden Plans enttäuscht wurde, wars immer intensiv.

Frage 31) Was war der erhellenste Moment auf deiner Reise?

War vielleicht eine Situation, als ich neben jemanden, aber nicht wirklich mit der Person am Laufen war, weil sich das Gespräch nicht weiter ergeben hat. Ich hab meine Gedanken ganz woanders gehabt, was die Person gedacht hat, weiß ich nicht. Doch plötzlich ist mir ne wirklich sehr geile Idee gekommen. Musste sofort mein Tagebüchchen raus holen und ausformulieren. Auch im Nachhinein kann ich sagen: Das war ne richtig gute Idee! Und in dem Moment wars noch erfreulicher, so nen Geistesblitz zu haben und schon die gesamte Umsetzung genau vor Augen zu sehen. Das war irgendwie „erhellend“, jup.

Frage 32) Was war der langweiligste Moment auf deiner Reise?

Hm. So extrem langweilig war gar nix. Sicher, 30 Stunden im Bus sitzen war nicht so extrem bombig. Aber so schlimm wars auch nicht. Ab und zu war auch mal eine Situation an normalen Pilgertagen am Abend, als man halbmüde auf dem Bett lag, allerdings nicht schlafen wollte, schon die Gedanken und Vorkommnisse des Tages nieder geschrieben hatte und sich einfach nur noch gewünscht hat, dass es am nächsten Morgen weiter geht mit dem Pilgern. Als „langweilig“ würd ich das zwar selbst nicht einstufen – insgesamt gibt’s aber einfach wenig, was wirklich an diese Bedeutung ran kommt. Es war einfach zu viel Spannendes dabei, als dass für Langeweile Zeit gewesen wäre.


Frage 33) Was war der gefährlichste Moment auf deiner Reise?

Wenn der Bergaufstieg mit Peter nicht gewesen wäre, wärens definitiv die 2 Hundebegegnungen. Ansonsten war nichts annähernd gefährlich.
Frage 34) Was hast du auf dem Weg gelernt, das du in Zukunft für dich nutzen wirst?

Ich glaub, da hab ich verschiedene Dinge schon beim Namen genannt im Blog.

Weiter zu gehen, auch wenn man nicht weiß, ob man gerade richtig läuft. Auf dem Weg, aber auch allgemein im Leben. Zu erkennen, dass es schlimme Zeiten gibt, die man einfach mal überstehen muss, damit wieder schönere Tage kommen. Zu erfahren, dass Herausforderungen, Hürden, Aufgaben, die an einem Tag extremst unüberwindbar scheinen, an anderen Tagen, mit kleinen Fortschritten, langsam, nach und nach, machbarer und machbarer erscheinen und am Ende plötzlich gelöst werden können.
Solche Erkenntnisse hab ich sicher für mich selbst mitgenommen. Andere, aus Beobachtungen heraus auf mich selbst bezogene, könnten aber auch sein, dass „Glaube Berge versetzt“ (wenn man ein wenig übertreibt und die Formulierung eben her nehmen will), dass also selbst die ältesten, zerbrechlichsten Menschen den Jakobsweg mit ordentlichem Gepäck laufen und man als junger Mensch vor diesem Willen definitiv den Hut ziehen muss.
Allerlei Derartiges ist mir passiert – und ich hab es mit heim genommen. Viel hab ich hier beschrieben, viel hab ich aber auch nicht beschrieben, sondern nur punktuell fest gehalten, für mich stecken dann noch viel mehr Erinnerungen dahinter, wenn ich den Blog ein erstes Mal bald komplett lesen werde. Wie ich das für mich nutzen werde, kann ich noch nicht sagen, das wird sich wohl wirklich nur durch die Zukunft heraus stellen. Und ja, auch ich bin gespannt.




Und jetzt?


Dann entweder:



Oder es wäre eben jetzt Zeit dafür. Oder unter 4 Augen.

2 Kommentare:

  1. wenn es unter den vielen einträgen einen "besten" gibt, dann dieser hier! danke, dass du dich den vielen fragen gestellt hast. danke, dass du uns teilhaben lässt. danke, dass du bist, wie du bist.

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  2. Danke für deine Antworten!

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