Montag, 28. Januar 2013

Zeit kostet .... Leben


Ein Mann kam spät von der Arbeit nach Hause,
müde und erschöpft.
Sein fünfjähriger Sohn wartete auf ihn an der Tür:
“Papa, darf ich Dich etwas fragen?”

"Ja, sicher. Worum geht es denn?" antwortete der Mann.
"Papa, wenn Du arbeitest,
wie viel verdienst Du pro Stunde?"
"Das geht Dich gar nichts an. Warum fragst Du solche Sachen?" sagte der Mann ärgerlich.
"Ich will es doch nur wissen.
Bitte sag mir, wie viel Du in der Stunde bekommst",
bettelte der kleine Junge.
"Wenn Du es unbedingt wissen musst:
Ich bekomme 20 Euro die Stunde."

"Oh", stöhnte der kleine Junge mit gesenktem Kopf.
Dann sah er auf und sagte:
"Papa, kann ich mir bitte zehn Euro von Dir leihen?"

Der Vater explodierte:
"War das der einzige Grund, zu erfahren,
was ich verdiene?
Nur um mir Geld abzuluchsen und
damit ein dummes Spielzeug oder sonstigen Unsinn zu kaufen?
Du kannst auf Dein Zimmer gehen und darüber nachdenken,
ob das nicht sehr egoistisch ist.
Ich arbeite lang und hart jeden Tag und
ich habe keine Zeit für diesen kindischen Quatsch!”

Der kleine Junge ging leise in sein Zimmer
und schloss die Tür.
Der Mann setzte sich vor den Fernseher und
ärgerte sich weiter über den
hinterhältigen Versuch seines Sohnes.
Nach etwa einer Stunde hatte er sich beruhigt
und begann sich zu fragen,
ob er nicht überreagiert hatte.
Er ging hinauf zu seinem Sohn und öffnete die Tür.

"Schläfst Du schon?" fragte er.
"Nein, Papa. Ich bin wach."
"Ich habe nachgedacht. Ich finde, ich war vorhin zu hart",
sagte der Mann.
"Ich hatte einen langen, schwierigen Tag
und ich habe meine Anspannung an Dir ausgelassen.
Hier sind die zehn Euro, die Du haben wolltest."

Der kleine Junge sprang vom Bett:
"Oh, danke, Papa!" schrie er.
Dann holte er unter seinem Bett einen flachen Karton
mit einigen Münzen darin.
Als der Mann sah, dass sein Sohn bereits einiges an Geld hatte, wurde er wieder ärgerlich,
während sein Sohn langsam das Geld zählte. “Warum hast Du mich nach Geld gefragt, wenn Du doch schon welches hattest?”

"Weil ich nicht genug hatte. Aber jetzt reicht es!"…sagte der Junge…."Papa, ich habe jetzt 20 Euro.
Kann ich eine Stunde Zeit bei Dir kaufen?" 

Donnerstag, 24. Januar 2013

Und dann schalte ich auf Durchzug




Und dann schalte ich auf Durchzug und träume vor mich hin,
wie ich drüben in den Staaten so ein Feuerwehrmann bin.
Und ich rette meine Traumfrau aus dem Haus von ihrem Ex,
mach ein Foto für die Presse und zuhause gibt es ... 


(Ich steh vermehrt auf Typen, die ausm Hip Hop kommen und sich in anderen Musikarten ausprobieren. Ist zwar teilweise bissl zu heftig, aber D-Bo hab ich schon damals gefeiert - so wie ichs jetzt auch noch tu.)

Sonntag, 20. Januar 2013

Auf einem Dachfirst balancieren


Ich will mit dir für immer leben,
wenigstens in dieser einen Nacht.
Lass uns jetzt beide keine Fragen stellen,
weil keine Antwort für uns passt.



Mittwoch, 16. Januar 2013

Wie die Erwachsenen

Ein kleiner Junge zu einem kleinen Mädchen:
"Ich liebe dich."
Kleines Mädchen:
"So wie die Erwachsenen es tun?"
Kleiner Junge:
"Nein, ich liebe dich ernsthaft."

Sonntag, 13. Januar 2013

delam barat tang shodeh, yascha pouruschanzade









Ich denk an früher, höre deine Stimme / und frag mich in diesem Moment, ob es geht, dich wiederzufinden / und was du so treibst, wie es dir geht, wo du wohnst / ob du mich kennst, weißt wer ich bin und die Suche sich lohnt / ich weiß, dreizehn Jahre sind eine lange Zeit, Zeit vergeht / ich hab viel von dir gelernt, die Zeit mit dir hat mich geprägt / Ich wäre ein besserer Mensch, könnte ich dich sehen / delam barat tang shodeh, yascha pouruschanzade
Seitdem du weg bist, ist hier alles so trist / alles kalt, wunden voll Salz, oft merk ich es nicht / bin betäubt, ich war zu jung, um zu begreifen, was passiert / und was folgt, wenn eine Mutter ihre Mutter verliert, Schmerz / Alles verliert an Wert, alles zerbricht / wie mein Herz, du gingst zum Herrn, Tränen trüben die Sicht / ich fühle mich nicht, erstarre und lese Briefe von dir / vergebens waren Wünsche, dich nie zu verlieren / Du fehlst
Ich habe aufgehört, die Tage zu zählen / wahrscheinlich tut es in ein paar Jahren noch weh / du bist nicht mehr hier / Gingen im Streit, wir waren doch die besten Freunde / nichts konnte uns trennen, denn wir träumten die gleichen Träume / doch Drogen zogen dich runter, ich ließ dich alleine / ich glaubte, mir fehlte die Kraft, um dich zu ziehen aus der Scheiße / Du musstest glauben, dass du nichts für mich bist / aber so ist es nicht, es ist das Gegenteil: Ich vermisse dich

Freitag, 11. Januar 2013

Fc Bayern Dance


Oh Mann .. Ich könnte das wirklich stundenlang anschauen und mich dabei kaputt lachen.
Wer lacht noch?

Dienstag, 8. Januar 2013

Heiratsanträge - Für die Ewigkeit


Drei Heiratsanträge, die es wirklich verdient haben, online teilweise millionenfach angeschaut zu werden.
Da kommt man fast auf den Gedanken, dass alles andere viel zu langweilig ist, oder?








Sonntag, 6. Januar 2013

Der Inhalt des Lebens


Wenn Du dich überfordert fühlst, wenn 24 Stunden an einem Tag nicht mehr reichen, dann erinnere Dich an die Geschichte von dem Marmeladenglas und den zwei Bier.

Ein Philosophie-Professor stand vor seinem Kurs und hatte ein kleines Experiment vor sich aufgebaut: Ein sehr großes Marmeladenglas und drei geschlossene Kisten. Als der Unterricht begann, öffnete er die erste Kiste und holte daraus Golfbälle hervor, die er in das Marmeladenglas füllte. Er fragte die Studenten, ob das Glas voll sei. Sie bejahten es.

Als nächstes öffnete der Professor die zweite Kiste. Sie enthielt M&Ms. Diese schüttete er zu den Golfbällen in den Topf. Er bewegte den Topf sachte und die M&Ms rollten in die Leerräume zwischen den Golfbällen. Dann fragte er die Studenten wiederum, ob der Topf nun voll sei. Sie stimmten zu.

Daraufhin öffnete der Professor die dritte Kiste. Sie enthielt Sand. Diesen schüttete er ebenfalls in den Topf zu dem Golfball-M&M-Gemisch. Logischerweise füllte der Sand die verbliebenen Zwischenräume aus. Er fragte nun ein drittes Mal, ob der Topf nun voll sei. Die Studenten antworteten einstimmig "ja".

Der Professor holte zwei Dosen Bier unter dem Tisch hervor, öffnete diese und schüttete den ganzen Inhalt in den Topf und füllte somit den letzten Raum zwischen den Sandkörnern aus. Die Studenten lachten.

"Nun", sagte der Professor, als das Lachen nachließ, "ich möchte, dass Sie dieses Marmeladenglas als Ihr Leben ansehen.

Die Golfbälle sind die wichtigen Dinge in Ihrem Leben: Ihre Familie, Ihre Kinder, Ihre Gesundheit, Ihre Freunde, die bevorzugten, ja leidenschaftlichen Aspekte Ihres Lebens, welche, falls in Ihrem Leben alles verloren ginge und nur noch diese verbleiben würden, Ihr Leben trotzdem noch erfüllen würden."

Er fuhr fort: "Die M&Ms symbolisieren die anderen Dinge im Leben wie Ihre Arbeit, ihr Haus, Ihr Auto. Der Sand ist alles Andere, die Kleinigkeiten."

"Falls Sie den Sand zuerst in das Glas geben", schloss der Professor, "hat es weder Platz für die M&Ms noch für die Golfbälle. Dasselbe gilt für Ihr Leben. Wenn Sie all Ihre Zeit und Energie in Kleinigkeiten investieren, werden Sie nie Platz haben für die wichtigen Dinge. Achten Sie zuerst auf die Golfbälle, die Dinge, die wirklich wichtig sind. Setzen Sie Ihre Prioritäten. Der Rest ist nur Sand."

Einer der Studenten erhob die Hand und wollte wissen, was denn das Bier repräsentieren soll.

Der Professor schmunzelte: "Ich bin froh, dass Sie das fragen. Das zeigt Ihnen, egal wie schwierig Ihr Leben auch sein mag, es ist immer noch Platz für ein oder zwei Bier."

Mittwoch, 2. Januar 2013

Silvester 2012 - Reise an die Ostsee

31.12.2012

6.45 Uhr: Mein Wecker klingelt.
Mein Bett ist so warm. Und ich so müde. Und es ist so kuschelig!
Ich überlege. Und wäge ab. Was würde ich mehr bereuen: Jetzt aufzustehen, aus diesem wolligen warmen Bett - oder nicht aufzustehen und damit meinen Trip nicht anzutreten? Zieh ich meine verrückte Aktion durch?




Auf in die Nacht, an den Wolken vorbei. 




Augen auf halb 7. 



08.05 Uhr: Natürlich zieh ichs durch. Am Bahnhof angekommen, wartet Rückschlag Nummer 1 aber direkt auf mich: Das Quer-Durchs-Land-Ticket gilt erst ab 09.00 Uhr. Mein Zug fährt aber schon um 08.10 Uhr. Nun gut, das heißt wohl, ich muss bis 09.00 Uhr noch ein normales Ticket kaufen und fahr erst ab dann mit dem Q-D-L-T. Alle anderen Varianten sind jetzt nur noch indiskutabel.
Also auf in den Zug und Richtung Schaffnerin. Die sagt, sie lässt mich jetzt erstmal mit fahren. Und in circa 10 Minuten kommen wir in Lichtenfels an, der nächsten Stadt, da ist Personalwechsel. Sie würde dem Kollegen Bescheid geben, er würde das dann entscheiden, wie damit zu verfahren ist.
Der Kollege ist weiblich. Und siehts etwas enger. Heißt: Hoffnung zerstört. Es werden keine Ausnahmen gemacht. Also doppelt zahlen. Hmpf. 




09.05 Uhr: Ich sitze allein im Zug. Wird mir gesagt, von der Schaffnerin. Lehre: Um 09.00 Uhr gibt’s keinen Berufsverkehr auf der Schiene Richtung Osten. Ob zu anderen Zeitpunkten und mit anderen Transportmitteln … ist eine andere Frage. 



09.07 Uhr: Die Schaffnerin hält nen Plausch mit mir. Wir reden über mein Reiseziel, die Ostsee. Sie mache da ja auch öfters Urlaub. Auf Amrum. Das ist ja um die Ecke von Stralsund. Und es ist immer so wunderbar dort. Sie schwelgt kurz in Erinnerungen. Ich empfinde die Situation einerseits als skurril – schließlich hat genau diese Person mir vor kurzer Zeit nicht wie so manch anderer Bahnarbeiter mal Gnade vor Recht durchgehen lassen. Andrerseits freut es mich, wie sie strahlt, während sie kurz von ihrem Urlaub erzählt. Und ich wünsche mir, ich werde bald auch wieder mit solch positiven Erinnerungen „an meinen letzten Ostseeausflug“ auftrumpfen können. 




10.13 Uhr: Erstes von insgesamt drei Mal Umsteigen vorbei. Ich setz mich in den Zug, machs mir gemütlich. Kurz danach kommt eine Schaffnerin ins Abteil mit den Worten „Das hier ist aber erste Klasse“. Ich schaue sie eine halbe Sekunde an, entschuldige mich, stehe auf und frage sie beim Verlassen des Erste-Klasse-Abteils, woher sie denn nun genau wüsste, dass ich kein Ticket für die erste Klasse besitze. Sie schaut mich verdutzt an, will etwas sagen, das seh ich ihr an. Aber sie tut es nicht. Also nehm ich meine angriffslustige Art mit einem „Aber Sie hatten ja Recht. Ist bestimmt ne Erfahrungssache“ zurück. Sie sagt dann kurz etwas, was genau das nochmal ausdrückt a la „Gespür“, eigentlich weiß sie aber, dass ich sie ertappt habe. 




Mein Plan für den heutigen Abend?
Begegnungen.
Wie es Nosliw sagt:

"Es geht um Begegnungen.
Es hängt damit zusammen, wen du irgendwann triffst.
Und es geht um Bewegung.
Nichts wär, wie es ist ohne all deine Links."






Die 10.24 Uhr ist ein sehr bewusster Zeitpunkt für mich. Ich seh ihn sehr oft. Warum genau, weiß ich nicht - es hat sicher aber etwas damit zu tun, dass es, wenn man den Zahlendreher raus macht, mein Geburtsdatum darstellt. Man kann sich da schon sensibilisieren. 




Oha. Was seh ich denn da?


Weihnachten im Bahnhof. Joa, das ist schön gemacht. Ich glaub, das war in Leipzig. Oder ich vertu mich total.

14.15 Uhr - 14.45 Uhr: Mein drittes Mal Umsteigen. Hab ich das auch hinter mir. Und es wird gut genutzt: Der Lidl von nebenan wird geplündert! Im Einkaufswagen landet: 1 Apfel, ne Packung Knäckebrotkekszeug, ne Flasche Zappo (naja, .. also im Endeffekt!).
Mehr brauche ich nicht, da ich im Rucksack ja noch Essen & Trinken en masse gebunkert hab. 




Ziel ist in Sicht. Es wird nur noch eeeewig dorthin dauern. Aber eigentlich .. wer braucht schon Ziele, wenn er ein Navigationssystem hat?


14.50 Uhr: Diverse Fantasien steigen in mir auf. Ich frage mich, was das für Leute sind, die neben mir im Zug sitzen. Über was könnte man sich mit denen unterhalten? Was sind sie von Beruf? Wie ist ihre Einstellung? 



Schade. Wie schade!! 15.00 Uhr, circa: Es wird berlinerisch. Nicht nur die Sprache verändert sich langsam, auch ist jetzt immer öfter „FC UNION BERLIN“ gesprayed an Bahnhöfen und Mauern zu sehen. Hat die Hertha eigentlich noch Fans? Oder einfach nur keine aus der HipHop-/Graffiti-Ecke?



Das obligatorische Schuh-Foto von mir. Diese Schuhe liebe ich seit knapp 10 Jahren und hab sie eigentlich nur zu besonderen Anlässen an! Merkt sie Euch!

15.30 Uhr: Kurzer Halt an einem Bahnhof. Ich schau raus, entdecke seitlich vom Bahnhof irgendetwas, das am Boden liegt. Jemanden. Und eine weitere Person. Und ein Rad. Zumindest wirkt es so. Es wirkt so, als ob die eine Person der anderen Person aufhelfen will, da diese mit dem Rad gestürzt ist. Der Helfer in mir denkt darüber nach, aus dem Zug zu springen (die Türen waren ja gerade geöffnet), um zu helfen. Aber das würde eher nach hinten los gehen. Ich beobachte lieber weiter. Und erkenne, dass es nur 1 Person ist. 1 Person, die sich nicht auf den Beinen halten kann. Scheinbar volltrunken ist. Und mitsamt Rad dort liegt und einfach das Gleichgewicht nicht finden will, um sich selbst wieder auf die eigenen Beine zu stellen. Wirkt schlimm, obwohls natürlich eigentlich nur erbärmlich ist.
Der Gedanke in mir wächst, meine Vorsätze fürs nächste Jahr irgendwie mit dem Thema Alkohol zu verbinden.
Der Zug fährt ab, die Person liegt immer noch halbwegs am Boden und versucht durch unkontrollierte Bewegungen hoch zu kommen. Was aus ihr geworden ist, weiß ich nicht. Vielleicht weiß es Kaffka.

16.40 Uhr: Berlin. Ich wink mal raus. Hätte ich mich mal früher drüber informiert, dass ich durch Berlin fahre. Gibt hier so viele Leute, die ich kurz hätte treffen können. Wenn sie Lust gehabt hätten. Wenn man das immer vorher wüsste. 


16.45 Uhr: Balina, wa? Kommen rein und schreien in Berliner Lautstärke rum, kotzen sich über Ostdeutsche aus. Warum sind eigentlich viele männliche Berliner körperlich sehr robust und haben eine sehr laute Stimme? Womit hängt das zusammen? Oder ist Berlin einfach nur ein Treffpunkt für genau solche Charaktere/Typen? Laut, aufdringlich, berlinerisch. (PS: Ich hab nix gegen Berliner. :)

17.45 Uhr: Die Leute kommen und gehen. Wie im richtigen Leben.

18.00 Uhr: Geil, wie die Zeit verfliegt. Und ich bin unterwegs, körperlich und geistig.


Wie hieß es nochmal?

"Wir sind am Start und die Welt ist groß,
wir haben kein Ziel, aber wir fahren los.
Unser Zug ist abgefahren - doch wir sitzen drin.
Niemand kann uns stoppen, wir werden weiter rocken."

18.40 Uhr: Nun aber langsam auch müde. Lass mal nen Apfel essen, der gibt Energie.

18.45 Uhr: Seit 12 Stunden auf den Beinen.

19.25 Uhr: 15 Minuten noch bis zur Ankunft. Müdigkeit, Du wirst es nicht schaffen, mich zu stoppen.

19.40 Uhr: Der Zug kommt pünktlich am Hauptbahnhof Stralsund an. Kurzer Sichherheits-Check: Öffnungszeiten der Geschäfte im Bahnhof: Ab 10 Uhr morgen früh könnte das hier also meine Zuflucht sein.


Mein erstes Foto in Stralsund: 




19.50 Uhr: Nachdem ich in Rocky-Manier die Stufen des Bahnhofs Richtung Ausgang hochgespurtet bin und mich eine helle Vorfreude auf die Stadt, die ich nun erblicken würde, gepackt hat, kann es los gehen. Stralsund liegt vor mir. 
Taxis stehen bereit, ich hingegen such mir lieber einen Stadtplan. Wär doch gelacht, wenn ich nicht auch zu Fuß zum Strand finde. Der ist nämlich mein erstes Ziel. Alles andere ist sekundär. 



Nach einer halben Ewigkeit bin ich angekommen. Ich kann es nicht so gaaanz glauben.

20.05 Uhr: Doch lieber mal Weg erfragt. Frankenwall hört sich zwar super an, umgeben von Frankenwall, Frankenstraße, Frankenteich und allerlei anderen fränkischen Benennungen bin ich mir nicht mehr so sicher, ob ich wirklich richtig lieg. Plötzlich bin ich dann auch nicht mehr auf der Straße, die ich weiter verfolgen wollte. Egal, weiter. Die Vorfreude ist noch da. Es kann nichts schief gehen. 


20.10 Uhr: Die Knaller und Kanonenschläge sind hier verdammt laut. Soll ich mir ne Pizza von dieser Pizzeria mitnehmen? Hm. Ne. (Im Nachhinein: Dies war der Fehler des Abends!)


Weiter nach Franken? Öhm ne. Da komm ich her! 20.15 Uhr: Ich komme am Hafen an. Gehe erstmal direkt zum Wasser.
Prime Time.
Ich fühle mich, als könnte ich nun die gesamte Welt umarmen.
Schon allein für diesen einen Moment hat es sich gelohnt, diese Reise zu unternehmen.
Gigantisch.
Mehr muss nicht gesagt werden.
Gigantisch.

Alles, was jetzt noch kommt, ist nur noch Zugabe.
Ostsee, Du hast noch viel mehr Liebeserklärungen verdient.

Nachdem ich mich wieder gefangen hab, denk ich ein wenig an diejenigen, die dies hier erleben hätten können – aber jetzt irgendwo anders „versumpfen müssen“.
Schade, Sonja, Alex, Domi, Fabi, Holger, Holger, Julia, Katharina, allerliebste Isi, Loop, Patrick, Rika, Sabrina, Sandra, Shadow, Stephan, vielleicht vergessene Person.
Vielleicht wärs mit Euch oder Teilen von Euch noch geiler geworden. Aber das ist eine andere Baustelle. Ich wollte nur ausdrücken, dass ich an Euch denk. 



Der Hafen:

20.25 Uhr: Ich schaue mich ein wenig am Hafen um. Siehe da, die Gorch Fock: 


Also, eigentlich eher das hier: 



Und hier das Ozeaneum:



(Was das jetzt genau ist, kann ich nicht sagen. Höchstwahrscheinlich aber ein Museum über allerlei, was eben im, auf und unterm Ozean zu finden ist.)

21.00 Uhr: Ich hab mich zum Strand durchgefragt und die Location für heute Nacht schon mal verplant. Ab jetzt geht’s zurück in Richtung Hafen/Innenstadt, wo überall Party gemacht wird. Gleichzeitig auf die Uhr schauen, damit ich mich später wieder rechtzeitig auf den Rückweg mache. Ich alter Plan-Fuchs.



21.40 Uhr: Diverse große Partys, Erlebnisbars, discoähnliche Locations. Ne, das hab ich nicht gesucht. Ich such mir was Einheimisches. Ein paar Nordlichter wären super. Ich setz mich an die Bar in ner kleinen Kneipe. Schaut eigentlich einheimisch aus, leider sind die anderen Besucher aber vermutlich nicht von hier. Aus Bremerhaven, hör ich da wohl raus.
Naja. Erstmal nen Glühwein, um mich aufzuwärmen. Und dann Orangensaft. Ich denke darüber nach, ob ich hier jetzt anfange, Alkohol zu trinken. Aber ich hab irgendwie keine Lust drauf. Die Themen der Leute langweilen mich. Es geht um Ausländer. Klischees werden bestätigt. Hachja. Ne, ich möchte dann demnächst hier wieder weg. Aber trotzdem erst noch ein wenig aufwärmen. 


Und ein paar Bilder machen von der Atmosphäre. Ich weiß nicht, ob ich sie einfangen konnte. Ich kann sie allerdings, wenn ich die Bilder seh, wieder nachempfinden. :)


22.50 Uhr: Ich setz mich kurz vor „Die Anker-Werkstatt“. Drin ists bestimmt geil, aber es ist kein Platz. Ich bleib noch kurz hier, bevor ich Richtung Strand aufbreche. 4 ältere Leute, 50+, kommen an und setzen sich neben mich. Holen ne Flasche Jägermeister und Sekt raus, wollen sich aufwärmen. „Oh, schmeckt der Shit schön“. „Wie Kommodenlack!“
„Auch einen?“ fragen sie mich. Das lass ich mir nicht zweimal sagen. :) Freilich! Tja. Hättste gedacht.
„Für 1,50 bist Du dabei!“ Muhaha. Ne, ich krieg ihn natürlich so. Und ab dem Zeitpunkt ist für mich dann auch klar, dass ich trinken werde. Vielleicht hätte ich meine eigene Flasche sogar im Rucksack gelassen. Aber eine Einladung wie diese kann man nicht ablehnen (Davon wissen sogar Vegetarier zu berichten).

Passt genau unter diesen Textabschnitt:


23.00 Uhr: Der Jägermeister ist im Hirn angekommen. Zappo, auf geht’s. Los, zum Strand mit uns beiden. 


23.45 Uhr: Ich sitze wieder am Strand. Die Leute lassen ihre Raketen und Kracher schon jetzt los. Damit zerstören sie zwar den endgültigen Höhepunkt um Mitternacht - aber wer das nicht von selbst versteht, verstehts auch nicht, wenn mans ihm erklärt. 



23.50 Uhr: Der Strand füllt sich immer mehr. Die Idee, Mitternacht und somit den Höhepunkt des Feuerwerks auf Sand zu verbringen, haben wohl nicht wenige. Wobei vermutlich es ja auch fast selbstverständlich ist für die vielen Touristen, dass sie eben nen besonderen Ort für den Abschluss des Jahres aussuchen. Also gehen sie von ihrer Pension, ihrem Hotel oder von sonstwo an den Strand, um hier zusammen mit vielen anderen zu feiern. Wenn die wüssten, wie weit und lange ich für diesen Moment und dieses Erlebnis gereist bin. 



23.57 Uhr: Auf gehts. Schuhe aus, Socken aus. In die Ostsee. 



00.00 Uhr: Ein Gutes Neues Jahr Euch allen! :)




01.01.2013

00.01 Uhr: VERDAMMT IST DAS KALT! Schnellstmöglich Füße abtrocknen und wieder rein in die warmen Socken und Schuhe.

00.05 Uhr: Und jetzt mach ichs mir erstmal gemütlich. Rucksack als Kopfkissen, in die Sterne schauend, das Feuerwerk betrachtend. Danke an mich, dass ich diesen Moment erleben darf. Danke an mich, dass ich das durchgezogen hab.

Ein guter Jahresbeginn. Sich selbst einen Traum zu erfüllen, den man nicht realisieren hätte können, wenn man sich auf andere verlassen hätte. Manche Momente im Leben kann man nur genießen, wenn man bereit ist, auch mal alleine etwas durchzuziehen. 2013, gib mir die Kraft, auch weiterhin meine eigenen Wege zu gehen. 2013, ich bin optimistisch. Du beginnst gut.




01.00 Uhr: Ich mache mich wieder auf den Weg Richtung Hafen bzw. Innenstadt. Es wird zwar immer noch geknallt, trotzdem hat sich der Strand nun schon fast komplett geleert. Meine Zeit für mich hatte ich, ab sofort schau ich, was der Partyabend noch mit sich bringt. Wohin führt mich der Abend?

01.15 Uhr: Zuerst führt er mich auf jeden Fall mal in illegale Areas. Ein kleiner Steg, an dem Boote lagern und der Richtung Leuchtturm führt, ist abgesperrt. Aber wo ein Wille, da ein Steg. Leider fängts in dem Moment an, leicht zu nieseln. Der Stimmung macht das keinen Abbruch, vom Leuchtturm aus die Stadt übers Wasser zu sehen und zu bestaunen, ist wunderschön. Ich sehs zwar ein, dass man diesen Steg besser sperrt, weil es ja doch viele Chaoten gibt, die vielleicht Böller auf Boote und sowas werfen - aber ich selbst seh keinen Sinn darin, mich an dieses Verbot zu halten. Von mir droht keine Gefahr, für mich droht keine Gefahr. Also genieß ich diese Möglichkeit auch und lass sie mir nicht nehmen.


Ein "Hindernis":


Leider erkennt man hier. Ein Steg ins Meer hinein, für mich allein. 




Ein paar Informationen mit Zeigefingerstatus:


Der Blick vom Turm auf die Stadt:


Ob ich da rüber könnte:

                                               

Ähm. Naja, lieber nicht.



Der Mann im Schatten.



01.45 Uhr: An der Hafenwerkstatt angekommen, zwischendurch wilde Fotos gemacht, um den Spirit der Situation einzufangen, stehen viele viele Leute kreischend, plärrend, schreiend, feiernd. Ich geh erstmal zur Stelle, an der mich um 20.15 Uhr die Ostsee begrüßte.



Aber coole Caps hatten sie teilweise schon!

                                                

Sun is shining! Here i am!

02.00 Uhr: Eine erste Bekanntschaft. Mathias. Konfessionslos, merkt man ja schon an der Schreibweise seines Namens (Ausnahmen bestätigen die Regel!). Er ballert die lautesten Böller der Stadt auf die See und in die Umgebung. Unfassbar laute Böller. Wir kommen darüber ins Gespräch. Er erzählt, dass das natürlich keine normalen Böller seien. Das sind die "von drüben". Aus Polen, illegal rüber geholt. Er selbst ist OP-Assistent, also sozusagen Assistent von Ärzten bei Operationen und erzählt, dass er selbst schon Hände mitoperiert und verarztet hätte, die genau von solchen Knallern zerfetzt wurden. Erzählt, wie die einzelnen Finger weggebaumelt sind, weil die Leute die Macht dieser Böller unterschätzt haben. Man müsse da sehr vorsichtig sein, berichtet er. Er hält die Dinger maximal 1 Sekunde in der Hand, dann müssen sie schleunigst weg. Und wenn sie in der Nähe einer Person explodieren, hat die Person ne gute Chance, Hörschäden, Splitter oder Schlimmeres abzubekommen. Deswegen: Nicht dorthin werfen, wo Leute sind oder gleich sein könnten!
Ob es strafbar ist, solche Knaller zu besitzen, weiß ich nicht. Falls nicht, hab ich keine Böller mit nach Hause genommen, die ich mir von ihm hab schenken lassen, um irgendwann mal zu testen, wie mächtig konkret die Wirkung dieser Böller ist.

                                        
Partyarea am Hafen.

02.15 Uhr: Die Lieblingswörter von Mathias sind "Digger" und "Alder". Und er schnackt plattdütsch, also ab und zu. Im Großen und Ganzen versteh ich ihn aber. Ist auch schon ziemlich alkoholisiert, seine Leute haben sich gerade gesplittet, er will jetzt erstmal seine Böller wegblasten.

02.30 Uhr: Mathias und ich sind, nachdem er bissl rumtelefoniert hat, auf dem Weg zu ner Privatfete. Der "Jo macht ne ganz kleine Party". Vermutlich ist da nix mehr los. Aber ich hab Zeit und Bock, also schließ ich mich an. Zudem liegts eh auf dem Weg zum Bahnhof.



Als der Mann ins Licht trat.


Zeug bauen die. Und nicht nur das!


Mathias on Tour. 

03.00 Uhr: Angekommen bei Jo zickt der erst rum. Ich sei ja ein Fremder, wieso Mathias mich mitbringe und so. Trotzdem gehts rein. Ist wirklich ne kleine Sache, 6 Leute in 1 Raum. In nem Abstellraum. In den anderen Zimmern der Wohnung darf nicht geraucht werden, deshalb hier. 1 Frau, 5 Jungs, leider alle total kaputt. Sie reden über Nazis in Stralsund. Die gefährlichsten von denen seien die, denen man nicht ansieht, dass sie Nazis sind. Die, denen man es ansieht, sind nur Fußvolk, die moderne SS. Es wird diskutiert über Sozialdemokraten und Proletarier, über lokale Politiker und derlei. Der Osten ist politisch. Politischer als gedacht. Nur kann ich entweder nichts mit den Insidern anfangen oder ich mag die Art, wie zynisch das Problem der Rechten ins Lächerliche gezogen wird, nicht. Weiß nicht. Sie trinken, rauchen und ziehen Speed. Hab ich nun auch zum ersten Mal gesehen, wie sie, ganz klischee-like, mit Kreditkarte auf ner CD ne weiße Bahn legen, fein säuberlich anordnen und dann in die Nase reinhauen. Danach wieder Topf, dann Alkohol. Wesensveränderung von vorher auf nachher: Null. Ist nix für mich - aber für sie war es wohl alltäglich, weil sich keiner darüber gewundert hat, als der erste seine Bahn rausgeholt und gelegt hat. Ist wohl einfach eine andere Szene als die, in denen ich verkehre. Da bleib ich dann doch lieber beim Alkohol. Wie gut, dass Bamberg Bierkultur auf seine Fahnen schreibt und nicht gefährlichere Sachen.

Aber zumindest findet man auch draußen ein paar Statements:


Ein Satz, dessen Wortlaut nicht ganz unlustig ist:

„Könntest Du jetzt mal bitte deine Fresse halten, damit ich Dir ein glückliches neues Jahr wünschen kann?“

Zwei Poser: 


Eine .. Dingens.


03.45 Uhr: Kurz vor 4 Uhr breche ich wieder auf in Richtung Bahnhof. Um 04.16 Uhr wird mein Zug mit mir den Bahnhof verlassen. Ich hab zwar über allerlei Möglichkeiten nachgedacht, vermutlich wäre auch ein kurzfristiges Einmieten in ner Pension noch möglich gewesen, allerdings hab ich mich aus diversen Gründen dagegen entschieden. Die Rückreise kann beginnen. Alles, was ich mir vorgenommen hatte für Silvester, ist erledigt.





04.00 Uhr: Kurzanalyse Silvester in Stralsund: Ich hab nicht einmal die Polizei gesehen, es wurde von knapp 23.30 Uhr bis 01.15 Uhr massiv geböllert, ich hab die Welt umarmt, Zeit für mich am Strand gehabt, das alte Jahr in der Ostsee beendet, das neue Jahr in der Ostsee begonnen, neue Leute kennen gelernt und mit ihnen ein wenig der obligatorischen Partystimmung Tribut gezollt und bin einige Stunden fröhlich, zufrieden und vielleicht sogar glücklich umher gewandelt. Ja, dieser Trip hat sich bis hierher gelohnt.

04.30 Uhr: Und nun sitz ich wirklich wieder. Der Zug rollt. Und ich krieg Gespräche der Partytouristen mit, die meine Laune hoch halten. „Ich komm mit allen Leuten super klar. Bis ich schlaf. Dann eskaliert es.“

05.00 Uhr: Da ich ja flexibel bin, wird der Plan, direkt heim zu fahren, umgeschmissen. Da es nur ein wenig Umweg ist und kein Geld zusätzlich kostet, da ich mit meinem Ticket eh den ganzen Tag bis Mitternacht durch Deutschland fahren darf, steig ich in Berlin um und werde in Magdeburg nen Zwischenstop machen. Werde dort freundlicherweise auf ein Frühstück und ne schöne Pause eingeladen, die ich allerdings nicht komplett genießen kann, weil die Müdigkeit dann doch ziemlich drückt und der Zwischenstop ja auch nicht lange dauern darf, damit ich noch nach Hause komm.






09.21 Uhr: Oh Shit. :(

Circa 11.30 Uhr: Ich weiß nicht mehr genau, wann ich in Magdeburg ankomme, nach dem Warten am Berliner Hauptbahnhof inmitten vollkommen kaputter, übermüdeter, alkoholisierter (Party-)Wegelagerer, die mich dann doch sehr amüsieren, und einer weiteren Zugfahrt, komme ich zumindest an. Mehr weiß ich nicht genau. Noch zur Wohnung finden, dann endlich Rucksack mal vom Rücken. Danke für diese Möglichkeit! :)

16.27 Uhr: Ich muss wieder aufbrechen, mein Zug wartet nicht. Ciao Magdeburg, Hallo Welt. 



(Max Herre - Hallo Welt)


18.00 Uhr: Die Müdigkeit bedrückt die Stimmung nun schon sehr. Nicht so, dass ich irgendetwas bereuen würde, aber so richtig exzessiv gute Laune hab ich nicht mehr. Schlafen ist eben doch etwas ultra Erholsames. Du und ich, wir müssen alle viel länger schlafen!

(Regen und Mild - Wir müssen alle viel länger schlafen (von 1998!))


19.00 Uhr: Erfurt, eine schöne Stadt. Ich seh nicht viel von ihr, aber sie macht echt ne gute Figur auf den ersten Blick. Wie Stralsund, wie Bamberg. Könnte man sich irgendwann mal näher anschauen. Wer weiß, vielleicht hab ich dafür irgendwann mal Zeit und darauf Lust .. und zudem die Möglichkeit.



                                                              


Das dürfte noch Erfurt gewesen sein. Momentaufnahmen!



 
19.50 Uhr: Gerade wieder umgestiegen. Hier ist die Toilette kaputt bzw. nicht kaputt, vermutlich einfach nur irgendwie verstopft. Das Wasser ist schon ausgetreten und hat die Toilette geflutet, aber es schaut nicht so aus, als ob das schon jemand bemerkt hätte. Ich bin mal so freundlich und geh zum Schaffner, melde ihm das. Er übernimmt ein paar Gegenlenkungsversuche, drückt in der Toilette, in der es einen Schalterschrank gibt, ein paar Knöpfe, schmeißt zudem noch Papier vor die Toilette, um das schon ausgetretene Wasser aufzufangen. Ich frag, ob ich helfen kann - er allerdings ist relativ einsilbig. Ich bin wohl unerwünscht und soll nicht helfen. Vermutlich ist seine Stimmung so, weil er genervt ist vom Problem und keinen Lösungsplan hat. Am Ende hat er dann einfach die Tür abgesperrt. Damit ist das Problem ja dann gelöst.

19.52 Uhr: Der Zug fährt los. Das Wasser tritt aus. Wir sitzen alle hinter der Toilette, das Wasser wird durch die Fortbewegung des Zugs in unsere Richtung getrieben. Einige sehens und staunen, andere übersehens. Keiner spricht. Nur ich dann, als ich diejenigen, dies nicht mitbekommen, warne, dass sie besser ihre Sachen, die auf dem Boden liegen, auf ihre Nachbarsitze legen/stellen, sonst würden sie nass. Niemand antwortet oder bedankt sich.

                                                     

19.59 Uhr: Es wird immer mehr. Verdammt lustig. Ich muss lachen und werde deswegen komisch angeschaut. Noch lustiger!

                                                          


20.01 Uhr: Meine Mitfahrer schauen finster drein. Die hatten wohl keinen guten Jahresbeginn. Oder habens gar nicht mitgekriegt, dass der Jahreswechsel immer eine schöne Möglichkeit ist, Dinge im eigenen Leben zu ändern. Nun gut, jeder, wie er will.

20.04 Uhr: Der Zug hält an. Dann eine Durchsage: „Zug fährt nach kurzem Aufenthalt weiter“. Na gut, ne kurze Pause. Ein Raucher geht raus.

20.09 Uhr: Der Zug fährt weiter. Der Koffer, das Bier und die Ohrstöpsel vom Raucher liegen auf seinem Platz. Der Raucher hingegen steht noch am Bahnhof. Situationskomik. Der hat doch da jetzt echt seinen Zug verpasst. Weil er rauchen musste unbedingt.

20.19 Uhr: Nach kurzem Überlegen lauf ich mal wieder zur Schaffnerin, die kennt mich ja schon. Sie kommt mit mir und schaut sich das an. „Da wird doch nicht…“
Ich hab ja auch kurz drüber nachgedacht. Ein Koffer, ein Bier, Ohrstöpsel. Unauffälliger gehts nicht. Und man hört ja doch in den letzten Jahren immer mal wieder von Koffern auf Flughäfen, an Bahnhöfen und und und ...

                                             

20.22 Uhr: „Sie sind mein Zeuge“. Die Schaffnerin öffnet den Koffer, schmeißt das Bier weg und durchsucht den Koffer. Kein Perso, keine Personalien nirgendwo. Laptop, „Schlüpper“, Kulturbeutel. Sie durchsucht nicht alles, nimmt dann den Koffer einfach mit vor ins Führerhaus. Nicht aber, bevor sie noch sagt, dass ich "jetzt bitte nicht nochmal bei ihr auftauchen soll." Natürlich mit nem Grinsen - aber da ich jetzt 2 schlechte und teils nervige Nachrichten überbracht hab, bin ich wohl nicht mehr der gern gesehene Gast im Führerhaus des Zugs.

20.30 Uhr: Ein schwammiges Gefühl in meinem Bauch. Was, wenn das Führerhaus jetzt explodiert. Also so Final-Destination-Style. Wenn ich mit der Meldung des Koffers den Plan des Todes durchkreuzt hab? Sucht der Tod jetzt schon nach einem alternativen Plan, um die Mitfahrer hier in diesem Abteil zu töten? Vielleicht durch einen Kurzschluss in der Toilette, die Stromschläge werden dann übers Wasser jeweils auf die Sitze und damit auf die Leute übertragen? Natürlich wird nix passieren. Und ich werde nie mehr was von dem Koffer hören. Aber die Idee ist lustig. Tja. Lehre: Hätte der Raucher vorhin, als ich ihm vorm Wasser gerettet hab, mal Danke gesagt. Vielleicht hätte ihn das Schicksal dann nicht bestraft. Die Müdigkeit lässt meine Fantasie raus.

                                             


21.50 Uhr: Es wird hier viel englisch gesprochen. Durch nen Artikel in der Zeit, die ich gefunden hab und lese, hab ich den Namen meines nächsten Tagebuchs entdeckt: Kairos. Wer dort ne Seite gestalten will, ist dazu gerne eingeladen.

22.00 Uhr: Lichtenfels. Durchsage: „Kurzer Aufenthalt am Bahnhof, bevor Aus- und Zustieg möglich sind!“ Mutter und Sohn stehen vor der Tür, drücken panisch auf den Knopf, der die Tür öffnet. Zappeln rum wie Affen im Käfig, schreien plötzlich in aggressivem Ton nach vorne: "Wie wärs denn, wenn die Türen endlich mal aufgehen?" Ich klär sie auf. Im Nachhinein frag ich mich, obs nicht interessanter gewesen wäre, ihnen das nicht zu verraten, was gerade durchgesagt wurde, als sie sich miteinander unterhalten haben. Wäre wohl um Einiges lustiger gewesen, ihnen dabei zuzuschauen, wie sie an der Tür scheitern und sich grün und schwarz ärgern.

01.20 Uhr: Ankunft in Ebing. Aussteigen, heimlaufen.

Knapp 36 Stunden hat mein Trip also gedauert. Eine verrückte Aktion. Doch genauso genial. Ich bereue nichts.

Ach ja. Nächstes Jahr werde ich an Silvester wieder an der Ost- oder Nordsee sein. Das dann aber etwas länger geplant, in Pension oder Ferienhaus.
Begleitest Du mich?