Dienstag, 4. September 2012

158. Schweigegelübde und Gastfreundschaft


Spät am Abend kommt dann auch noch David mit 2 Deutschen in die Herberge.
Die 2 Deutschen verschwinden direkt in der Dusche und Bett, David, 2 Ialiener und Domi, der Würzburger, der mir schon wieder über den Weg gelaufen ist, setzen sich aber noch mit mir an den Tisch. Alle anderen schlafen schon.

David erzählt davon, dass er darüber nachdenkt, für ein halbes oder ganzes Jahr ins Kloster zu gehen, inklusive Schweigegelübde. Um nicht mehr in Sprache, sondern in Emotionen zu denken.
Ich halt es für ne schwere Sache, dauerhaft zu schweigen - und das viele das sicher nicht schaffen würden. Meine Mutter war auch mal an so nem Event-Wochenende im Kloster inklusive Schweigevorhaben. Doch es war hart, hat sie erzählt. Von 100 auf 0 ist so ungewohnt, dass man anfängt, darüber nachzudenken, mit sich selbst zu sprechen.

Wie wirkt sich das dann aus, wenn man einen noch viel längeren Zeitraum so angeht? Entsteht nicht das Gefühl, das man verrückt wird? Mit sich selbst spricht bei jeder Möglichkeit? Und sind nicht Kommentare wie „Aua“, „Hmpf“, „Scheiße“ etc etc etc schon ein Teil unserer Reflexe? Hm. Ich weiß nicht. Aber ich kann dem ganzen Vorhaben auch nicht unbedingt etwas abgewinnen. Wenn ich nicht reden will, tu ichs nicht. Dafür brauch ich kein Gelübde.

Die Italiener, die mit uns am Tisch sitzen, erzählen dann davon, dass sie dabei sind, ein Musikvideo bzw. Art Dokumentation über den Camino drehen. Hört sich interessant an – da es andrerseits aber auch ein bissl verpeilte Typen sind, frag ich nicht viel näher nach.

Irgendwann wird die Bar dann geschlossen – doch wir bekommen sogar nach Ladenschluss noch etwas zu essen. Und danach noch alle möglichen Sachen spendiert. Gastfreundlicher Pillarmann. Kann man empfehlen!

Nachts um halb 2 geht’s dann ins Bett. Ist vielleicht die Nacht, in der ich mit am längsten wach war auf dem Camino. Mit Domi sitz ich am Ende nur noch rum, doch wir unterhalten uns auch zu zweit noch gut. Als wir zu Bett gehen, find ich allerdings mein Bett nicht. Ein riesiger Raum. Es ist stockdunkel. Domi ist vor mir in den Raum, ich musste noch auf Toilette. Und ich find einfach mein Bett nicht! Linke Reihe, viertes, fünftes Bett. War es doch! Muss es doch gewesen sein! Aber da hängen Sachen dran, die niemals mir gehören. Und ich laufe hin und her, tippe und suche im Dunklen alles ab. Ne. Hier ist nicht mein Bett.
Innerlich find ich mich schon ein wenig damit ab, dass ich jetzt wieder raus muss. Und draußen schlafen muss. Das Licht mach ich auf keinen Fall an, die Leute wollen schlafen. Wenn, dann ist das mein Fehler.

Aber dann kommt mir die rettende Idee!
„Domi?“ schrei ich flüsternd. Und er antwortet. Daran kann ich mich orientieren. Und plötzlich find ich doch ein leeres Bett. Strike.
Gute Nacht. Und Danke Domi! Du warst mein Bettretter!!


1 Kommentar:

  1. ja, war doch kein problem :D der abend war echt genial ;) und die alberque war wirklich sehr gastfreundschaftlich ^^

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